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Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?

1984 stellte das Museum of Modern Art die angeblich wichtigsten zeitgenössischen Künstler vor:

Von 165 Künstlern waren weniger als zehn Prozent weiblich. Die Schau war der Auslöser für einige Frauen ein Jahr später die Guerrilla Girls zu gründen. Mit Hilfe von Plakaten, Vorträgen und Performances gingen die Guerrilla Girls auf schlichte und wirkungsvolle Weise gegen Sexismus und Rassismus im Kunstbetrieb vor.

Seit mehr als 30 Jahren üben die Guerrilla Girls radikale Kritik am männlich dominierten Kunst- und Kulturbetrieb. | Foto: Guerrilla Girls

So fragten die Aktivistinnen provokant, ob Frauen nackt sein müssten, um ins Museum zu kommen. Sie wiesen unter anderem darauf hin, dass Frauen als Künstlerinnen unterpräsentiert seien, die meisten Akte in den Museen jedoch weibliche Körper zeigten. 36 Jahre später gibt es die Guerilla Girls noch immer und weiterhin sensibilisieren sie die Öffentlichkeit für Probleme innerhalb des Kunstbetriebs.

Dass das Thema weibliche Künstler und Kunstmarkt bis heute an Aktualität besitzt, zeigt auch die gegenwärtige Kunstausstellung „Kampf um Sichtbarkeit – Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ auf Gut Altenkamp in Aschendorf.

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts der Alten Nationalgalerie in Berlin. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage, wie sind genau jene Künstlerinnen trotz größtenteils männlich besetzter Jurys, Kuratoren- und Direktorenposten in die Nationalgalerie gekommen? Warum wurde, wer gekauft, wie funktionierten die Mechanismen im Kunstsystem und wie sichtbar waren die Künstlerinnen in ihrer Zeit? Die Antworten auf diese spannenden Fragen beantwortet die Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit – Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“.

Viele der Gemälde sind erstmals außerhalb von Berlin zu sehen. So wie dieses Selbstbildnis der Künstlerin Marie Spieler (1845-1913) aus dem Jahre 1876. | Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

Gezeigt werden 31 Malerinnen und 8 Bildhauerinnen, denen es gelang innerhalb eines vorwiegend männlichen Kunstbetriebs als erfolgreiche Künstlerinnen tätig zu sein. Einige dieser Künstlerinnen sind seit Jahren in Museen und auf dem Kunstmarkt präsent und gut bekannt (darunter Paula Modersohn-Becker, Maria Caspar-Filser oder Gabriele Münter). Andere sind das erste Mal außerhalb von Berlin zu sehen wie Friederike O’Connell oder Marie von Parmentier.

Anhand der verschiedenen Künstlerinnenbiographien zeigt sich, dass es keine pauschalen Erfolgsstrategien gab, sondern dass die Möglichkeiten der künstlerischen Entfaltung, der Ausbildung und Förderung sich innerhalb des 19. Jahrhunderts oft änderten und die Künstlerinnen sich anpassen mussten. Eins jedoch haben die ausgestellten Künstlerinnen gemeinsam: Sie mussten sich nicht nackt ausziehen, um in die Sammlung der Nationalgalerie aufgenommen zu werden.

Die Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit – Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ ist noch bis zum 5. September 2021 im Ausstellungszentrum Gut Altenkamp in Papenburg-Aschendorf, dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr, zu sehen. Am Wochenende ist auch das Café geöffnet und bietet hausgemachten Kuchen an.

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