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Eisenbahn-Gewerkschaft für Ein-Kilometer-Bewegungsradius

Mann mit Atemschutzmaske, über dts Nachrichtenagentur
Foto: Mann mit Atemschutzmaske, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, fordert einen noch strengeren Lockdown, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen. „Es müssen endlich konsequente Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden, um Kontakte zu vermeiden“, sagte Hommel der „Welt“ (Mittwochsausgabe). „Bislang hat sich die Politik um konsequente Maßnahmen gedrückt und sie drückt sich auch mit den Beschlüssen zur Verlängerung des Lockdowns am heutigen Dienstag weiter darum.“

Der Gewerkschafter sprach sich für einen noch deutlich engeren Bewegungsradius während des Lockdowns aus, um die Pandemie wirksam zu bekämpfen. „Eine nächtliche Ausgangssperre oder ein 15-Kilometer-Radius ab der Stadtgrenze bringen niemandem etwas“, sagte Hommel. „Ich bin für einen konsequenten Ein-Kilometer-Radius um die eigene Wohnung, und eine Kontaktbeschränkung auf den eigenen Haushalt plus eine Person. Das müsste man dann auch konsequent kontrollieren.“ Auch der Bahnverkehr solle eingeschränkt werden, fordert der Chef der Eisenbahn-Gewerkschaft. „Der grenzüberschreitende Bahn-Verkehr muss komplett eingestellt werden, um die Pandemie zu bekämpfen“, sagte Hommel. „Das passiert zwar schon zum Teil, muss aber vollständig umgesetzt werden.“ Er sprach sich jedoch gegen eine komplette Einstellung des Bahnverkehrs in Deutschland aus. „Man kann die Menschen nicht zu Hause halten, indem man ihnen ihr Verkehrsmittel wegnimmt. Das ist der falsche Weg.“ Allerdings würden die von ihm geforderten konsequenten Regelungen eine weitere Reduktion des Zugverkehrs bedeuten. Derzeit hält die Deutsche Bahn etwa 80 Prozent ihres normalen Angebots aufrecht. „Ich halte eine Reduktion auf 60 bis 70 Prozent der Verbindungen im Fernverkehr für sinnvoll. Den Nahverkehr kann man mit Sicherheit halbieren“, sagte Hommel. Der EVG-Chef kritisierte, dass nun wieder unterschiedliche Vorschriften für die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr geplant seien. „Wir brauchen endlich bundesweit einheitliche Regeln, auch bei den Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagte er. „Jetzt müssen in Bayern FFP2-Masken getragen werden, bundesweit soll aber nur eine Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken umgesetzt werden.“ In der Pandemie stoße der Föderalismus an Grenzen. Es sei zudem nicht hilfreich, wenn immer exotischere Vorschläge für Corona-Maßnahmen gemacht würden. „Überlegungen wie Sprechverbot oder Bartrasur im öffentlichen Nahverkehr sind absurd und naiv“, sagte Hommel. Er habe solche Vorschläge erst für einen Witz gehalten. „So etwas denkt man sich aus, wenn man nicht willens ist, politisch konsequent durchzugreifen“, sagte der EVG-Chef. „Solche Ideen führen dazu, dass viele Menschen die Regeln nicht mehr einsehen und sich nicht mehr daranhalten.“

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