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Digitalisierung verändert die Arbeitswelt

Rund 60 Teilnehmer beim Personalleiter-Austausch des Wirtschaftsverbandes Emsland

 

Am Personaler-Austausch des Wirtschaftsverbandes informierten sich mehr als 60 Teilnehmer über Veränderungen in der Arbeitswelt.

 

Geeste. Das Arbeitsrecht in seiner derzeitigen Form ist bei der Digitalisierung in den Unternehmen oft nicht mehr zeitgerecht. Das war eine Erkenntnis, die die rund 60 Teilnehmer des Personalleiter-Austausches des Wirtschaftsverbandes Emsland bei der Firma Klassmann-Deilmann mit in ihre Unternehmen nahmen.

Jens Boehle, Rechtsreferent beim Industriellen Arbeitgeberverband (IAV), machte dies an einigen Beispielen aus der Praxis deutlich. „Starre Vorgaben im Arbeitsrecht werden aufgeweicht und für alle gilt nicht mehr das Gleiche“, so Boehle. So dürften Mitarbeiter, die nachmittags zum Beispiel das Büro verlassen und sich abends um 21 Uhr nochmal für zwei Stunden an den Laptop setzen laut dem Arbeitszeitschutzgesetz sich erst am Folgetag nicht vor 10 Uhr an den Schreibtisch setzen. Auch sei ein Vorarbeiten am Sonntag rechtlich verboten.

Neue Arbeitszeitmodelle im Vormarsch

Diese Beispiele zeigten, dass das Arbeitszeitgesetz nicht mehr zeitgerecht sei. Insofern, da die digitale Infrastruktur in den Betrieben die Arbeit von jedem Ort ermögliche. „Betriebliche Strukturen, wie feste Arbeitszeiten und ein fester Arbeitsplatz verlieren immer mehr an Bedeutung“, so Boehle weiter. Auch Arbeitsschutzmaßnahmen würden für den Arbeitgeber immer schwieriger, weil die Arbeitsbedingungen wesentlich von den Entscheidungen des Beschäftigten, zum Beispiel durch Homeoffice, sich immer mehr der unmittelbaren Kontrolle des Arbeitgebers entzögen. „Der technische Fortschritt macht immer mehr Arbeitnehmer zeitlich und örtlich flexibel und sie können selbst komplexe Produktionsabläufe nahezu an jedem Ort der Welt zu jeder Zeit steuern“, resümiert der Referent. Die jetzt schon bestehende Diskrepanz zwischen Gesetz und Arbeitswirklichkeit werde sich mit der fortschreitenden Vernetzung von Arbeitsabläufen weiter verstärken.

Neue Wege im Umgang mit Personal

Über die steigenden Herausforderungen für Unternehmen durch gesellschaftliche Veränderung wie zum Beispiel durch den demografischen Wandel, der Globalisierung, der Flüchtlingswelle oder durch ein verändertes Familienbild machte Linda Knifka vom Forschungsprojekt DIAMANT der Hochschule Osnabrück aufmerksam. In dem Forschungsprojekt, an dem auch 16 emsländische Unternehmen beteiligt sind werde versucht im Rahmen eines Diversity Management, die Vielfalt in einem Unternehmen positiv nutzbar zu machen. „Wir können kein Patentrezept aus der Tasche ziehen, aber Wege eruieren, wie ein neuer Umgang mit dem Personal aussehen kann“, ist sie überzeugt. Als letzter Referent stellte der niedergelassene Arzt Wolfgang Hentrich das Gesundheitsnetzwerk „Genial“ im Altkreis Lingen vor. Er machte darauf aufmerksam, dass die Ausfallszeiten bei Mitarbeitern insbesondere durch psychosomatische Krankheitsbilder sehr angestiegen seien. „Das Berufsumfeld hat einen großen Teil der Probleme mit sich geführt“, weiß Hentrich. Es gäbe zwar viele Hilfesysteme, aber nur eine Einrichtung wie „Genial“ würde diese zusammenfassen und als Schnittstelle den richtigen Bedarf für die Betroffenen organisieren.

 

Die Organisatoren und Referenten (v.l. Christoph Schwerdt (Genial), Norbert Verst (Wirtschaftsverband Emsland), Wolfgang Hentrich (Genial), Jens Boehle (IAV), Linda Knifka (HS Osnabrück) und Dirk Sajogo (Bereichsleiter Human Resources bei Klasmann-Deilmann).
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