Spätestens seit der Einführung von medizinischem Cannabis im März 2017 hat sich das Bild der Droge deutlich gewandelt.
Mittlerweile ist Hanf nicht nur Rauschmittel, sondern hat auch einen medizinischen Nutzen. Allerdings ist dieser Nutzen kein Neuer. Schon seit Jahrtausenden wird die Cannabispflanze vor allem in der Therapie von Schmerzen genutzt. Deshalb werden immer mehr Stimmen – auch aus der Politik – laut, die eine endgültige Legalisierung fordern. Werfen wir einen Blick über die Grenze zu unseren Nachbarn in den Niederlanden sehen wir, dass die Sorgen von Gegnern einer Legalisierung möglicherweise unberechtigt sind.
Die Angst vor einer Drogenepidemie
Vor allem die Jugend sehen Gegner einer Legalisierung von Cannabis bedroht. Sie gehen von einer regelrechten Drogenepidemie aus und sagen, dass eine Entkriminalisierung der Droge dafür sorgen könnte, dass noch mehr Jugendliche als bisher mit dem Konsum von Cannabis beginnen.
Aktuell sind der Handel, der Kauf und der Besitz von Cannabis illegal, außer wenn es von einem Arzt verschrieben wurde. Allerdings pocht mittlerweile selbst der Bund Deutscher Kriminalbeamter auf eine Legalisierung. Bei der breiten Masse der Bevölkerung wird eine Legalisierung durchwachsen bis negativ gesehen. Vor allem ältere Befragte sind dagegen.
Bei einer geringen Menge wird meist von der Strafverfolgung abgesehen
Zwar ist der Besitz in Deutschland grundsätzlich verboten, allerdings wird oft bei einer geringen Menge für den Eigenbedarf von einer weiteren Strafverfolgung abgesehen. Im Emsland sind das bis zu 6 Gramm des Rauschmittels. Allerdings sind diese Angaben keine Garantie für eine Straffreiheit. Die Beamten entscheiden von Einzelfall zu Einzelfall. Gleiches gilt im Übrigen für den Anbau mit den entsprechenden Samen. Auch sie werden rechtlich als Besitz gewertet und müssen bei einer geringen Menge nicht unbedingt strafrechtlich verfolgt werden.
Kiffen in Deutschland und in den Niederlanden ähnlich populär
Anders sieht die Gesetzeslage bei unseren Nachbarn aus. Wirft man einen Blick nur wenige Kilometer vom Emsland aus über die Grenze in die Niederlande zeigen sich die Sorgen der Gegner einer Legalisierung von Cannabis wohl eher als unbegründet. Hier ist der Kauf und der Verkauf erlaubt. Dabei dürfen Privatpersonen bis zu 5 Gramm Cannabis in sogenannten Coffee-Shops kaufen und auch dort oder zu Hause konsumieren.
Dass die Sorge einer Drogenepidemie bei Jugendlichen in Deutschland bei einer Legalisierung unbegründet sein könnte, erschließt sich aus den Zahlen, wenn man den Konsum in den Niederlanden und in Deutschland miteinander vergleicht.
Aus einem Drogenreport der Niederlande aus dem Jahr 2019 ergibt sich ein Konsum von 16,1 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 34 Jahren. In Deutschland waren es trotz Verbot immerhin noch 13,3 Prozent der gleichen Altersgruppe. Das Gesetz scheint also eher eine nebensächliche Rolle zu spielen, wenn es um den Konsum der Droge geht.
Medizinisches Cannabis seit 2017 in Deutschland
Ein weiterer Grund, der für die Legalisierung spricht, ist die erfolgreiche Einführung von medizinischem Cannabis im Jahr 2017. Allerdings ist es so, dass Ärzte das Medikament nur dann verschreiben, wenn nichts anderes mehr anschlägt. Viele Patientinnen und Patienten, die davon profitieren könnten, allerdings nicht zur „Zielgruppe“ gehören fallen durchs Raster. Mit einer Entkriminalisierung könnten sie Linderung erhalten.
Cannabis weniger gefährlich als andere legale Drogen in Deutschland
Werfen wir einen Blick auf andere Drogen, die in Deutschland legal sind, lässt sich erkennen, dass beispielsweise Alkohol und Tabak deutlich gefährlicher sein können. Das hat der britische Forscher David Nutt vor 11 Jahren in einer Studie feststellen können. Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass eine Aussage über die Gefährlichkeit von Drogen abhängig von deren Legalisierung und anderen Aspekten ist.
Prävention, ja; Verbot, nein
Neben einem Verbot sollte es vielmehr um Prävention gehen. Bestes Beispiel ist die Tabakindustrie. Hier wird nicht mit Verboten gearbeitet, sondern mit Prävention und das bei einer Droge, die in Deutschland jährlich mehr als 120.000 Todesopfer fordert, etwa halb so viel wie Todesfälle durch Alkohol. Insgesamt sterben pro Jahr in Deutschland rund 930.000 Menschen.